Pater Rudi und die „Weißen Väter“:
Gegen Armut und für Gerechtigkeit
Pater Rudi Lehnertz, sein kleines Heimatdorf Hetzerath und Abertausende sozial benachteiligte junge Menschen in Uganda: Diese wahrlich ungewöhnliche Dreiecksbeziehung hält nun schon seit über 50 Jahren erfolgreich an. Hier erfahren Sie mehr über wissenswerte Hintergründe zum Wirken von Pater Rudi als Afrikamissionar und über die Missionsgemeinschaft der „Weißen Väter“.
Als Pater Rudi Lehnertz 1966 im Auftrag der Gemeinschaft der Afrikamissionare „Weiße Väter“ ins ferne Uganda aufbrach, war das für den Sohn einer armen Hetzerather Bauernfamilie ein großer Schritt in eine unbekannte Welt. Der Kontakt in die alte Heimat jedoch brach während all der Jahre nicht ab: In regelmäßigen Briefen und bei den wenigen Urlaubs-Aufenthalten berichtete der Weitgereiste in der Heimat über sein Wirken vor Ort. Entsprechend stolz waren (und sind bis heute) die Hetzerather auf „ihren“ Pater Rudi, der im fernen Afrika zusammen mit seinen Glaubensbrüdern so viel Gutes in die Wege leitete.
Denn den Afrikamissionaren, denen sich der Hetzerather schon in jungen Jahren angeschlossen hatte, ging es von Beginn an nicht nur um die Verkündung der christlichen Botschaft, sondern immer auch um Themen wie Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde. Vor allem aber jedoch um ganz praktische Beiträge zur Entwicklungshilfe. So haben die „Weißen Väter“ zusammen mit anderen kirchlichen und gemeinnützigen Institutionen eine Vielzahl überaus erfolgreicher Selbsthifeprojekte mit angestoßen und betreut – darunter eben das Jugend- und Berufsbildungszentrum „Sharing“, das Pater Rudi Lehnertz seit jeher ein Herzensanliegen ist. Mittlerweile wurde das Sharing Youth Centre zum wichtigsten Hetzerather Projektpartner in Uganda.
Klarer Auftrag: Die afrikanische Kultur respektieren
„Weiße Väter“: Dieser Name hat keinesfalls mit der Hautfarbe der europäischen Patres zu tun, sondern mit der Farbe des bescheidenen Gewandes, das ihre ersten Missionare in Nordafrika trugen – im Gegensatz zu den sonst üblichen schwarzen Soutanen. Von anderen Missionaren unterschieden sich die „Weißen Väter“ von Beginn an zudem in der Art und Weise, wie sie den christlichen Glauben in Afrika verbreiteten. Denn seit ihrer Gründung 1868 lautet ihr klarer Auftrag: in Afrika eine bodenständige Kirche aufbauen, die Landessprache lernen und vor allem die afrikanische Kultur respektieren, sich ihr sogar ein Stück weit anpassen.
Entschiedener Einsatz im Namen der Menschenrechte
So behutsam und verständnisvoll sie bis in die heutige Zeit ihre tägliche Arbeit versehen, so vehement kämpf(t)en die Afrikamissionare stets gegen Ungerechtigkeit und Verletzungen der Menschenwürde. In den Tagen der Gründung des Ordens war das noch der Kampf gegen die Sklaverei. Der aus Frankreich stammende Gründer und spätere Kardinal Charles Martial Lavigerie war in dieser Hinsicht ein leuchtendes Vorbild. Er setzte sich nicht nur in Afrika für Werte wie Freiheit und Gleichheit ein, sondern auch in Europa. Seine Vorträge und Gespräche mit den Mächtigen dort waren wohl einer der Hauptgründe dafür, dass die Sklaverei (zunächst einmal zumindest offiziell) abgeschafft wurde.
Seelsorge und Chance auf Bildung für die Ärmsten der Armen
Rund 2000 „Weiße Väter“ gibt es heute weltweit. Dabei sind Missionare mit europäischen Wurzeln inzwischen eine immer kleiner werdende Minderheit. Viele „Weiße Väter“ stammen nämlich mittlerweile selbst aus afrikanischen Ländern, womit sich ein Wunschtraum des Gründers Lavigerie fast schon erfüllt hat. Die klassische Missionstätigkeit spielt für die „Weißen Väter“ längst eine untergeordnete Rolle. Die Afrikamissionare engagieren sich stattdessen insbesondere in der Seelsorge sowohl in abgelegenen ländlichen Regionen als auch in den Slums der Großstädte, bauen und unterhalten Schulen und Berufsbildungseinrichtungen, betreuen Bildungs- und Sozialprojekte.
Einst und heute: Vordenker im Dialog der Religionen
Daneben haben sich die „Weißen Väter“ insbesondere der Begegnung und dem Dialog mit anderen Kulturen und Religionen verschrieben. Deshalb ist es kein Wunder, dass sich die Gemeinschaft seit ihrer Gründung besonders verdient gemacht hat um den christlich-islamischen Dialog – eine Aufgabe, die angesichts der aktuellen politischen Debatte heute wichtiger erscheint denn je.
Im „Unruhestand“ weiter für Afrika und seine Menschen aktiv
Nach 44 Jahren selbstlosem Einsatz für die Menschen in Afrika kehrte Pater Rudi Lehnertz im Herbst 2014 nach Deutschland zurück. In Uganda war er zuletzt als „Provinzial“ Landesoberer aller „Weißen Väter“ im Land und trug damit eine enorm große Verantwortung. In der Region rund um Trier ist er jetzt im „Unruhestand“ sozial in der Betreuung von afrikanischen Migrant/innen engagiert und hilft häufig als Seelsorger in von Priestermangel betroffenen Pfarreien aus. Immer wieder – und besonders gerne – erzählt Pater Rudi in Vorträgen und kleineren Runden von seiner Zeit in Uganda – und von den aktuellen Problemen, mit denen die Menschen dort zu kämpfen haben.